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Foto: Adobe Stock; Drobot Dean

SINUS-Jugendstudie 2024: Jugendliche sind optimistisch, besonders sensibel und wollen bürgerliches Leben

Vorsichtiger Optimismus

Die Jugendlichen sind sich der vielen aktuellen und großen Krisen durchaus bewusst. Sie sind „ernster, problembewusster und besorgter denn je“. Dennoch behalten sie sich eine positive Grundstimmung bei und blicken recht positiv in die Zukunft. Auf der „Skala des guten Lebens“ in Deutschland ordnen sich viele im oberen Bereich ein. Die Studie spricht von Realismus und Bodenhaftung. Im Privaten machen sie sich vor allem über den Übergang zum Erwachsenenleben und um das private Umfeld Sorgen. Dennoch überwiegen die Zukunftshoffnungen.

Wunsch nach bürgerlichem Leben

Das bürgerliche Leben bleibt das Ideal vieler Jugendlicher. Sie wünschen sich Familie, Haus, ein Leben frei von finanziellen Sorgen und Haustiere. Besonders wichtig ist ihnen Sicherheit, Halt, Geborgenheit und ein Platz in der Mitte der Gesellschaft. Der Wunsch danach überwiegt dem Drang nach Aus- und Umbrüchen.

Besonders sensibel und aware

Die Jugendlichen zeigten sich besonders offen gegenüber Diversität und sehr sensibel für Diskriminierungen aller Art. Vor allem Themen der LGBTIQ*-Community liegen ihnen am Herzen. Kontrovers diskutieren sie aber Geschlechtsangleichungen bei Kindern und Transgender-Sportlerinnen und -Sportler. Geschlechterstereotypen werden von ihnen zwar abgelehnt, zeitgleich aber auch reproduziert. Weitere emotional behaftete Themen sind die Klimakrise und Chancenungleichheit. Sie sehen vor allem ökonomische und soziale Ungerechtigkeiten als Auslöser für eine ungleiche Chancenverteilung, kulturelle Aspekte beziehen sie nicht mit ein. Für Bildungsungleichheiten sehen sie außerdem das dreigliedrige Schulsystem und die unterschiedlichen Kompetenzen von Lehrkräften als Ursachen. Verantwortlich für die Lösung dieser Probleme sind ihrer Meinung nach die Politik, der Staat, aber auch die Menschen selbst. Nach ihrer Ansicht hat jede Person in Deutschland die Möglichkeit, die eigenen Lebensumstände zu verbessern. Ungleichheiten sehen sie als gerechtfertigt, wenn sie auf Leistungsunterschiede zurückzuführen sind.

Mitreden, aber nicht mitbestimmen

Die deutschen Teenager wollen gerne mitreden. Sie fühlen sich oft nicht gehört und ernst genommen – sowohl von Lehrkräften und Erwachsenen als auch der Politik. Dennoch führen die mannigfaltigen Krisen, die sie wahrnehmen, zu wenig politischem Engagement. Grund dafür ist das Gefühl, machtlos zu sein, zu wenig verändern zu können und zu wenig zu wissen. Als Hauptdämpfer werden aber „die Erwachsenen“, die sie ja doch nicht ernst nehmen, genannt. Wahlen ab 16 Jahren sehen sie mit gemischten Gefühlen.

Schule: Kein Lernort für Demokratie, nicht digital genug und schlechter Sportunterricht

Die Jugendlichen fühlen sich politisch nicht besonders kompetent und sehen die Schule auch nicht als den Ort an, an dem sie das ändern können. Sie beschweren sich über zu wenig Mitsprachemöglichkeiten und wünschen sich, in schulische Belange mehr einbezogen zu werden und bei der Gestaltung des Unterrichts mehr mitwirken zu können. Außerdem kritisieren sie die mangelnde digitale Infrastruktur und die fehlende digitale Kompetenz bei Lehrkräften. Digitales Wissen bringen sie sich selbst zuhause bei. Der Sportunterricht an Schulen wird von ihnen negativ bewertet. Auch hier sehen sie zu wenig Mitsprachemöglichkeiten und berichtet außerdem von Mobbingerfahrung, Demütigung und der Angst bei Mannschaftssportarten ausgegrenzt zu werden.

Social Media extrem wichtig, aber auch gefährlich

Social Media stellt nach wie vor das wichtigste Informations- und Kommunikationsmittel deutscher Jugendlicher dar. Viele können sich ein Leben ohne Social Media nur schwer vorstellen. Hauptsächlich nutzen die Teenager Social Media zur Unterhaltung, Inspiration und zum Socializing. Es ist die wichtigste Nachrichtenquelle, wobei politische Inhalte aber eher zufällig konsumiert werden. Sie sind sich der negativen Folgen aber durchaus bewusst. Als wichtigste Punkte nennen sie dabei Fake News und Mental Health. Viele glauben, zu viel Zeit auf Social Media zu „verschwenden“ und sprechen von Reizüberflutung und negativen Auswirkungen auf das eigene Selbstbild. Daher versuchen sie, den Konsum bewusst zu reduzieren und die Nutzung zu steuern.

Sport ist „Droge gegen Stress“

Sport und Bewegung spielen eine immer zentralere Rolle. Sie werden als Ventil oder Droge gegen Stress bezeichnet. Außerdem sehen die Jugendlichen positive Auswirkungen auf ihre Disziplin und die Struktur im Alltag. Zusätzlich sehen sie im Sport und den Sportstätten die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Als Erklärung nennt die Studie für die stärkere Relevanz von mentaler und körperlicher Gesundheit ein erhöhtes Bewusstsein durch Corona und einen Megatrend, der nach einem immer gesünderen Lifestyle strebt.

Zur Studie

Die Studienreihe wird seit 2008 alle vier Jahre vom SINUS-Institut herausgebracht. 2024 wurde der Fokus besonders auf den Umgang mit politischen Krisen, soziale Ungleichheit und Diskriminierung, Engagement und Beteiligung, den Lernort Schule, Mental Health, die Nutzung und den Umgang mit Social Media, Geschlechtsidentität und Rollenerwartungen sowie die Rolle von Sport und Bewegung gelegt. Dazu wurden von Anfang Juni bis Ende September 2023 72 qualitative Fallstudien mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren durchgeführt.

Zur SINUS-Jugendstudie 2024: Wie ticken Jugendliche 2024?

 

 

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