Die Genossenschaftsidee gehört ab sofort zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Dies gab das Internationale Komitee für die Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO Ende November 2016 bekannt. Dabei handelt es sich um den ersten Vorschlag aus Deutschland zur Aufnahme in diese „Repräsenative Liste“. Sie soll eine bessere Sichtbarkeit des Immateriellen Kulturerbes gewährleisten, das Bewusstsein für seine Bedeutung stärken und den Dialog bei gleichzeitiger Achtung der kulturellen Vielfalt fördern.
Weltweit wirken etwa 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Ländern an ihrer Umsetzung und der Weitergabe des Wissens rund um diese Organisationsform mit, 21 Millionen davon in Deutschland. Claudia Bogedan, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bremens Senatorin für Kinder und Bildung: „Die Anerkennung der Genossenschaften als Immaterielles Kulturerbe belegt den Beitrag Immateriellen Kulturerbes zu sozialem Zusammenhalt. In Genossenschaften kommt bürgerschaftliches Engagement jenseits von privaten und staatlichen Wirtschaftsformen zum Ausdruck. Die Genossenschaftsfamilie verstand sich von jeher als eine an sozialen Werten orientierte Bewegung, die auf ideellen Grundsätzen wie Solidarität, Ehrlichkeit, Verantwortung, Demokratie aufbauend eine alternative Wirtschaftsform bildet.“
„Die hohe Auszeichnung zeigt die Anerkennung und das Vertrauen, das man der Genossenschaftsidee weltweit entgegenbringt. Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch ergänzten ihre genossenschaftliche Idee der Selbsthilfe schnell durch Selbstfinanzierung und regten jeweils die Gründung von Kredit- beziehungsweise Darlehenskassenvereinen an“, so Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Auch heute zeigen sich Genossenschaftsbanken als vielseitige Förderer ihrer Region. Die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm Raiffeisen-Gesellschaft hatten die Nominierung der Genossenschaftsidee für die Aufnahme in die Repräsentative Liste gemeinsam vorangetrieben.
Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen schufen Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidende Grundlagen für die Genossenschaftsidee, die heute weltweit wirkt, und gründeten die ersten genossenschaftlichen Organisationen moderner Prägung in Deutschland. Im weiteren Verlauf entwickelte sich die Idee der Genossenschaften zum Exportschlager. Weltweit, von Nordamerika über Skandinavien bis Japan, entstanden Genossenschaften.
Informationen der Deutschen UNESCO-Kommission
Pressemitteilung des BVR zur UNESCO-Entscheidung
Arbeitsblatt "Die Idee des Genossenschaftswesens" für Sekundarstufe I (PDF)
Arbeitsblatt "Das Grundprinzip der Genossenschaften" für Sekundarstufe II (PDF)