Weisheiten, Erfahrungen und Emotionen im Umgang mit Geld und zum Sparen werden von Generation zu Generation weitergegeben. Dieser häufig tradierte Erfahrungsschatz, gekoppelt mit mangelndem finanziellem Fachwissen, führt jedoch oftmals zu finanziellen Fehlentscheidungen. Dies ist das zentrale Ergebnis der Studie „Familiärer ‚genetischer Code‘ der Geldanlage“. Sie wurde im Auftrag der Union Investment von Rolf von Lüde, Professor an der Universität Hamburg, und Christian von Scheve, Professor an der Freien Universität Berlin, durchgeführt.
Insgesamt verdeutlicht die Studie, dass „statt rationalem Abwägen von Risiko und Ertrag unreflektierte Muster des Anlageverhaltens dominieren“, so Rolf von Lüde. Dabei konnten er und sein Berliner Kollege Christian von Scheve drei Informationsträger identifizieren, die bei der Weitergabe von Erfahrungswissen innerhalb der Familie eine wichtige Rolle spielen: Zum einen ist dies eine sachliche Vereinfachung durch verdichtetes Erfahrungswissen in Form von Glaubenssätzen, Sprüchen oder Daumenregeln. Vor allem dann, wenn sich, wie aktuell im Zuge der Niedrigzinsen der Fall, ökonomische Realitäten verändern, können diese sogenannten Heuristiken Auslöser suboptimaler Finanzentscheidungen sein.
Zweitens spielen bei der Vermittlung von Finanzwissen die von den Eltern vorgelebten und von deren Kindern durch Beobachtung sowie Nachahmung gelernten Rollenmuster eine wichtige Rolle. Inkonsistentes Rollenverhalten erschwert dabei jedoch die kindliche Orientierung. Drittens ist Geld ein sehr emotionales Thema. Ist im Kindesalter das Thema Geld aufgrund verschiedener Symbole wie dem Sparschwein oder dem ersten eigenen Girokonto noch positiv besetzt, entwickeln sich Geldmanagement und Finanzfragen im Laufe des Erwachsenenalters eher zur unangenehmen Pflicht.
Von diesen Ergebnissen ausgehend sehen sowohl die Forscher als auch die befragten Familien die Schule in der Pflicht, finanzielles Basiswissen zu vermitteln. Dabei werden in erster Linie kontinuierliche, frühzeitige, spielerische und neutralen Formen der Vermittlung gewünscht.