Der jahrzehntelange Trend zu höheren Bildungsabschlüssen in Deutschland gelangt langsam an seine Grenze. Dies zeigen unter anderem stagnierende beziehungsweise sinkende Quoten beim Übergang auf das Gymnasium, sinkende Absolventenquoten beim mittleren Schulabschluss und bei der Hochschulreife. Außerdem bestehen sowohl in den Schulen als auch bei den Lernenden Defizite beim Thema Digitalisierung. Das sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Berichts „Bildung in Deutschland 2020“. Er wird alle zwei Jahre unter Federführung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) erstellt und liefert eine umfangreiche Bestandsaufnahme des deutschen Bildungssystem. Darüber hinaus weist er auf aktuelle Trends aber auch Handlungsfelder in allen Bildungsbereichen hin.
Insgesamt bestätigt der aktuelle Expertenbericht die Befunde aus vorangegangenen Erhebungen: Der Bildungserfolg in der Bundesrepublik Deutschland hängt immer noch stark von sozialer Herkunft ab. Bildung und lebenslanges Lernen lohnen sich jedoch. Denn diejenigen, die sich länger und lebenslang bilden und qualifizieren, haben bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und erzielen häufig auch ein höheres Einkommen. Gleichzeitig wirkt sich, so ein weiteres Ergebnis des Berichts, Bildung positiv auf individuelle Verhaltensweisen, wie etwa gesundheitsbewusste Ernährung, aus.
In der Gesamtbevölkerung wird der langjährige Trend zu mehr Bildungsbeteiligung und höheren Abschlüssen von Jahr zu Jahr stärker sichtbar. So verfügt ein immer größerer Anteil der Menschen etwa über die Hochschulreife und einen Hochschulabschluss. Jedoch hat dieser Trend auch seine Grenzen. Dies zeigt sich in den jüngsten Abschlussjahrgängen an rückläufigen Abschlussquoten mit mittlerem Abschluss und Hochschulreife. Darüber hinaus verlassen inzwischen wieder mehr Jugendliche die Schule, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss erlangt zu haben.
Freie Ausbildungsplätze werden vielfach nicht besetzt
Die Situation im Bereich Berufsausbildung ist laut Bildungsbericht angespannt. Obwohl es freie Ausbildungsplätze gibt, bleibt ein Teil der Jugendlichen ohne Lehrstelle. „Soll der Fachkräftebedarf langfristig gedeckt werden, müssen zudem mehr Betriebe darüber nachdenken, auch Jugendlichen ohne oder mit niedrigem Bildungsabschluss die Chance auf einen Ausbildungsplatz zu geben“, so die Empfehlung der Autoren. Auf der anderen Seite ist das Interesse an einem Studium weiterhin ungebrochen. Jährlich beginnen rund 500 000 junge Erwachsene ein Studium. Der Studienbericht rechnet damit, dass die Nachfrage nach Studienplätzen bis 2030 auf diesem Niveau bleiben wird.
Coronaviruskrise legt offen: digitale Kompetenzen mit Defiziten
Das Thema Lehren und Lernen in Zeiten der Coronavirus-Krise ist ebenfalls Thema des Berichts „Bildung in Deutschland 2020“. Ergebnis: Das Thema Digitalisierung in den Schulen ist ausbaufähig. Dies umfasst sowohl die technische Ausstattung aller Beteiligten als auch deren Kompetenz und Bereitschaft im Umgang mit digitalen Medien und den Medieninhalten. So verfügt zwar nahezu jeder Schüler und jede Schülerin über ein Smartphone. Ein beträchtlicher Teil von ihnen hat jedoch gerade einmal rudimentäre digitale Kompetenzen, zum Beispiel im Umgang mit sogenannten Fake News. Auch Aufklärung und Qualifizierungsangebote für Erwachsene seien hier notwendig. Von den Autoren des Bildungsberichts kommt deshalb die klare Empfehlung: „Digitale Medien lassen sich nur dann nachhaltig in das Lehr-Lern-Geschehen integrieren, wenn neben einer besseren technischen Infrastruktur auch verstärkt in die Qualifizierung der Lehrenden investiert wird.“
Presseinfo Bundesministerium für Bildung und Forschung
Bericht „Bildung in Deutschland 2020“ Informationen zur Berufsorientierung auf diesem Portal