Viele bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass Ausbildungsplatzsuchende durch das Bewerbungsraster der Unternehmen fallen und hart um einen Ausbildungsplatz kämpfen müssen. Die aktuelle Studie „Azubi-Recruiting Trends 2017“, die sowohl die Sichtweise der Auszubildenden und Bewerber als auch die der Ausbilder in den Unternehmen erfasst hat, zeichnet ein gegenteiliges Bild: Für einen großen Teil der Schüler sei die Bewerbung zu einem Home-Run geworden, lautet das Fazit der Studie. Betriebe müssten sich intensiver um potenzielle Auszubildende bemühen und viele Bewerber, vor allem diejenigen mit guten Schulnoten, könnten sich ihren Ausbildungsbetrieb aussuchen. 46,4 Prozent der Bewerber um Ausbildungsplätze schreiben heute nur eine bis fünf Bewerbungen. Über 60 Prozent der befragten Auszubildenden erhalten mehr als eine Zusage für einen Ausbildungsplatz.
Angesichts allgemein langer Reaktionszeiten von Unternehmen auf eingegangene Bewerbungen und vieler Alternativen bekommt die Verbindlichkeit der Kandidaten zunehmend Risse: So erscheinen 23 Prozent der eingeladenen Bewerber nicht zum Vorstellungsgespräch und jeder zehnte Auszubildende tritt die Ausbildung nicht an, obwohl der Vertrag bereits unterschrieben war. Aber auch Unternehmen lassen es oftmals an Verbindlichkeit missen: 45,4 Prozent der Jugendlichen erhalten keine Absage von den Betrieben, wenn sie für eine Ausbildung nicht infrage kommen.
Online informieren, offline überzeugen
Über mögliche Ausbildungsplätze informieren sich die Azubi-Bewerber vor allem online über Suchmaschinen (59,4 Prozent), Karrierewebsites (54,8 Prozent) oder das Angebot der Agentur für Arbeit (40,9 Prozent). Social Media-Kanäle spielen eine geringere Rolle (22,7 Prozent).
Bewerber um einen Ausbildungsplatz informieren sich also auf klassischen Onlinekanälen – überzeugen lassen sie sich aber offline. Besonders schätzen Azubi-Bewerber den realen Kontakt zu potenziellen Ausbildungsbetrieben etwa auf Ausbildungs- und Berufsmessen (35,6 Prozent). Praktika bei möglichen Ausbildungsbetrieben empfinden 74,5 Prozent der Jugendlichen als „wichtig“ oder „sehr wichtig“, jedoch nur 50,8 Prozent der Ausbildungsbetriebe bieten solche Praktika „sehr häufig“ oder „häufig“ an.
Neben dem direkten Kontakt zu ihren potenziellen Auszubildenden können Unternehmen vor allem mit Schnelligkeit und Sympathie beim Recruiting punkten. So war für 53,8 Prozent der Auszubildenden die gute Atmosphäre, für 47,3 Prozent das sympathische Gespräch und für 40,8 Prozent die schnelle Zusage für die Wahl ihres Ausbildungsbetriebs ausschlaggebend.
Informationen zur Studie
Die Studie „Azubi-Recruting Trends“ ist nach Angaben ihrer Herausgeber Deutschlands größte doppelperspektivische Befragung zum Thema Ausbildung und Azubi-Recruiting. Für die aktuelle Erhebung wurden von Januar bis März 2017 online 2.635 Auszubildende und Bewerber, 903 Ausbildungsverantwortliche und erstmals auch 150 Eltern befragt. Die Studie wurde durch die Agentur u-form Testsysteme unter wissenschaftlicher Begleitung von Professor Dr. Christoph Beck von der Hochschule Koblenz durchgeführt.
Zur Studie „Azubi-Recruting-Trends 2017“